Fachwissen

Karbonisiertes Holz: Neu entflammte Liebe

Kann man schwarzes Holz, das aussieht, als hätte es einen Brandschaden erlitten, überhaupt noch verarbeiten? Ja, man kann. Die Zauberformel lautet «Karbonisierung». Tauchen Sie ein in eine faszinierende Welt des Verkohlens, die Holz in ein neues Licht rückt.

Feuerveredelte Holzoberflächen: Lange Tradition in Asien und Europa

Bei karbonisiertem Holz muss man eines beachten: Da nur die Oberfläche beflammt wird, ist auch nur die Oberfläche verkohlt. Das verdeutlicht den Unterschied zu verbranntem Holz. Das Material in der Tiefe bleibt unberührt. Es wird sogar durch die Kohleschicht von aussen geschützt.

Bildschirmfoto 2023-10-07 um 09.55.35.png (2.5 MB)

Und dieses Phänomen ist keine neue Erfindung. Vielmehr stützt sich die Karbonisierung auf eine lange Tradition. In Japan ist die Holzbeflammung zur Veredelung von Hölzern seit dem 18. Jahrhundert im Gebrauch. «Yakisugi» nennt sich das kontrollierte Verbrennen der Oberfläche. Übersetzt bedeutet das Wort so viel wie «verkohlte» bzw. «verbrannte Zeder», da die Sicheltanne, die japanische Zeder, ausschliesslich für diesen Zweck verwendet wurde. Ein alternativer Begriff lautet Shou Sugi Ban. Unter diesem Namen ist das Veredelungsverfahren vor allem im Westen Japans bekannt. Einen sympathischen Namen für karbonisiertes Holz hat man in jenen Breiten mit «Seidenholz» gefunden, da das Holz einen dezenten Glanz besitzt.

Vor einigen Jahrzehnten allerdings war zunächst einmal Schluss mit der schwarzen Holzveredelung in Japan. Neue Materialien wie Kunststoff oder Zement setzten sich durch. Doch seit dem Jahrtausendwechsel besinnt man sich auch in Japan wieder auf die Tradition der Holzverkohlung. Und das war auch der Startschuss für Holzprofis aus Europa, sich näher wieder mit der Holzbeflammung zu beschäftigen. Ganz neu ist das alles für Europäer nicht – auch wenn dies häufig so geschildert wird. Schon die Römer und die Wikinger setzten karbonisiertes Holz beim Bau von Schiffen und Hütten ein. Der römische Architekt Vitruv erwähnte das Phänomen bereits im 1. Jahrhundert vor Christus und Ausgrabungen in Pompeji brachten Beispiele für seine Schilderungen hervor. Auch ein sogenanntes «Teerschwelen», bei dem Boote mit Pech abgedichtet wurden, ist bekannt. Allerdings erlebt die Karbonisierung von Hölzern aktuell eine starke Renaissance in Europa.

Bei der Materialwahl weicht man vom Vorbild aus Fernost ab: Statt der japanischen Zeder wird einheimische Eiche oder Nadelhölzer wie Fichte oder Lärche verwendet. Das ist nachhaltig, lange Lieferwege aus Asien werden vermieden. Sofern bei der Verkohlung mit natürlicher Flamme gearbeitet und auf industrielle Verfahren verzichtet wird, ist auch die Karbonisierung selbst ökologisch wertvoll. In diesem Punkt achtet die Holzindustrie auf umweltschonende Vorgänge – das ist so ähnlich wie beim Altholz, bei dem dem Material ein zweites Leben eingehaucht wird. Ebenfalls kommen die modifizierten Hölzer Accoya, Kebony oder Thermoesche zum Einsatz. Und genau deswegen, weil in Europa verschiedene Holzarten herangezogen werden, hat sich auf unserem Kontinent der allgemeine Begriff «karbonisiertes Holz» durchgesetzt.

Yakisugi: Technik und Ästhetik

Die klassische Yakisugi-Methode der Karbonisierung aus Japan ist recht einfach und lässt sich mit wenigen Worten beschreiben. Drei Bretter werden in Form eines Dreiecks zusammengebunden – dann wird’s brenzlig. Denn zwischen den Latten brennt Papier, das die Holzoberfläche verkohlt und für das charakteristische Aussehen sorgt. Eine festgelegte Dauer für die Beflammung gibt es nicht. Der Vorgang kann 30 Sekunden oder einige Minuten dauern, da kommt es sehr auf das Auge des Veredlers an. Gelöscht wird das Feuer mit Wasser. Eine anschliessende Behandlung mit Öl sorgt dafür, dass das Holz praktisch keine weitere Pflege benötigen wird. Abschliessendes Bürsten lässt einen seidigen Glanz entstehen.

Die Verkohlung der Oberfläche führt dazu, dass individuelle Maserungen und Faserstrukturen betont werden. Sie treten plastisch hervor und wecken Erinnerungen an Leder – oder besser noch: an die Haut eines Krokodils. Die Dauer des Verkohlens und die Art der Nachbehandlung beeinflussen – ebenso wie die gewählte Holzart – die spätere Optik des karbonisierten Holzes. Die Oberfläche wird von einer Ascheschicht umhüllt, die einen leichten Schimmer zeigt. Die Haptik der Oberfläche ist samtig-weich.

PS: Die schwarzen Hölzer sind nicht alles. Es gibt auch eine Zwischenform: Eine Mischung aus der Karbonisierung des Holzes und einem Strukturschliff erzeugt eine rustikale Optik – das Material hat den Look von Altholz.

Die Vorteile von karbonisiertem Holz

Für den Einsatz im Aussenbereich ist karbonisiertes Holz unbedingt eine Empfehlung, da es bauphysikalische Vorteile bietet. Das hat mit einem faszinierenden Prozess zu tun, der während des Verkohlens der Oberfläche abläuft. Dass sich dabei die Holzzellen verdichten bzw. die Poren verschliessen trägt nämlich wesentlich dazu bei, dass das Material konserviert wird – und dazu, dass das Holz ganz neue, einzigartige Eigenschaften entwickelt. Das «verwandelte» Holz ist resistent gegen Schimmelpilz, Insektenbefall, Verwitterung, Fäulnis und Wasser. Wind und Wetter perlen förmlich ab. Chemische Holzschutzmittel sind nicht nötig. Selbst der tiefschwarze Farbton behält lange Zeit seine Intensität bei. Karbonisiertes Holz ist stabil, da die beflammte Oberfläche sehr hart ist. Auch die Feuerfestigkeit des Materials nimmt zu. Bei so vielen Vorteilen ist es kein Wunder, dass die Zielgruppe breit gefächert ist. Holzbaumeister, Architekten, Tischler oder Schreinereien gehören genauso zu den Kunden wie private Bauherren.

Möchten Sie mehr erfahren? 

Den kompletten Beitrag finden Sie auf unserer Webseite oder kontaktieren Sie uns – wir beraten Sie gerne zu diesem Thema und Vorhaben!